Im Hof des Castel Sant’Angelo stehend, blickt der Betrachter von Norden auf die massige Festung und den Passetto di Borgo, der von der Engelsburg bis zum Vatikan führt. Die Wuchtigkeit und Wehrhaftigkeit des Kastels nimmt bei Piranesi großen Raum ein. Auch in seiner ausführlichen Beschriftung legt Piranesi großen Wert auf die Benennung der Wehrelemente. Gleichzeitig unterscheidet Piranesi zwischen der antiken Bausubstanz und derjenigen, die nachträglich hinzugefügt wurde, um dem Betrachter die Umwandlung des antiken Mausoleums zur Festung deutlicher zu machen.
Bereits in dieser ersten Druckfassung der Darstellung sind die Kontraste zwischen sonnenbeschienenen Mauern und tief verschatteten Wänden sehr groß. Zusammen mit der unruhigen Bewölkung gelingt Piranesi eine Dramatisierung der Architektur. Die Oberflächen der verschiedenen Baumaterialien behandelte Piranesi meisterlich.
Imke Ritzmann